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Faktencheck zur SWR Anfrage

SDG icon DE 09Anlässlich der Rohrbrüche in Alsheim hat der SWR einige Fragen an uns gerichtet, die wir auch gern und ausführlich beantwortet haben. Es mag der geringen Zeichenanzahl geschuldet sein, jedoch kann das Resultat auch schnell zu falschen Rückschlüssen führen. Um die Aussage des recht kurzen SWR-Beitrags in einen Kontext zu setzen, stellen wir Ihnen daher nachfolgend sowohl die Fragen des SWR als auch unsere Antworten zur Verfügung .

2022 02 02 SWRQuelle: SWR Aktuell

In welchem „Grundzustand“ ist das Netz der WVR? Wie alt sind die Rohre durchschnittlich?

Wir möchten zunächst noch einmal darauf hinweisen, dass wir über ein Leitungsnetz mit einer Gesamtlänge von insgesamt 2.550 km verfügen. Um das Ganze zu verbildlichen: die Strecke entspricht der Luftlinie von Bodenheim nach Marrakesch. Dazu kommt, dass die Historie der wvr mehr als 110 Jahre zurückreicht, über diesen Zeitraum ist dieses Leitungsnetz auch nach und nach gewachsen (für weitere Informationen: https://www.wvr.de/unternehmen/historie). Um eine volle Funktionsfähigkeit des Leitungsnetzes zu gewährleisten, wird dieses kontinuierlich erneuert. 
Aus der stetigen Erneuerung resultiert ein durchschnittliches Alter all unserer Versorgungs- und Transportleitungen von rund 40 Jahren. Je nach Materialart und Dimension können Leitungen dabei sogar über mehr als 100 Jahre genutzt werden. Mithilfe unserer Leittechnik und unseres Asset Managements-Systems haben wir dabei die Möglichkeit einer systematischen und effizienten Überwachung der Trinkwasserinfrastruktur aufgebaut, um deren Funktionsfähigkeit rund um die Uhr zu kontrollieren. So können wir auch Unregelmäßigkeiten frühzeitig erkennen. Stellen wir zudem beispielsweise bei einer Leitung über einen gewissen Zeitraum vermehrt Rohrbrüche fest, spricht das möglicherweise für eine vorzeitige Erneuerung.
Durch den umfassenden Überblick können wir Prioritäten für die anstehenden Instandhaltungs- und Erneuerungsmaßnahmen bilanzieren. Dies ist vor allem dahingehend wichtig, da solche Arbeiten stets mit einem hohen Kostenaufwand verbunden sind, der letztendlich von allen Verbrauchern getragen werden muss.

Welche Gründe können vorliegen, wenn ein Rohr platzt?

Die Frage nach den Gründen für einen Rohrbruch wird uns immer wieder gestellt. Bedauerlicherweise kann man darauf keine eindeutige Antwort geben. Die Hintergründe können hier unterschiedlicher Natur sein und sind in der Regel nicht genau nachzuvollziehen. Wesentliche Einflussfaktoren sind zunächst der in der Leitung vorhandene Druck, das Baujahr des Rohres, die Art der Verlegung samt Bettung sowie die Rohrdimension.Oder auch die Beanspruchung durch Druckstöße wie sie bei abrupten Änderungen der Versorgungssituation, beispielsweise im Rahmen von Feuerwehreinsätzen, entstehen können.
Einen großen Einfluss hat natürlich auch das Alter bzw. die „Geschichte“ der Leitungen. Je nach verwendetem Material, dem Baujahr und der Dimension können wir anhand von Erfahrungswerten von einer bestimmten Lebensdauer ausgehen. Regelmäßige Investitionen in die Instandhaltung des Leitungsnetzes sind aus diesem Grund unumgänglich.
Auch andere Faktoren können eine Rolle spielen. So liegt die Leitung möglicherweise unter einer Straße, auf der viel LKW-Verkehr herrscht, wodurch sie dauerhaft starken Erschütterungen ausgesetzt ist. Auch temperaturbedingte Bodenbewegungen können hier relevant sein. So hat langanhaltende Trockenheit oder starker Frost ein Zusammenziehen des Bodens zur Folge, ein darauffolgender Niederschlag oder Auftauen des Bodens führt wiederum zur Ausdehnung. Diese Belastung wirkt sich natürlich auch auf die Rohre aus. Ebenso hat das Bodenmaterial, welches die Leitung umgibt, einen möglichen Einfluss.
Solche Dinge lassen sich zwar nicht immer beeinflussen, werden bei Erneuerungsmaßnahmen jedoch stets vom Wasserversorger mitbedacht.(Für weitere Informationen: Infos rund um das Thema Rohrbruch)

Hat die Belastung von Rohren durch Straßen/Fahrzeuge in den letzten Jahren zugenommen? Welche Konsequenzen zieht die wvr daraus?

Oftmals liegen Leitungen schon im Boden, ehe eine Straße darüber errichtet wird. Verlegen wir eine neue Leitung, achten wir bei stark befahrenen Straßen darauf, diese tiefer als gewöhnlich zu verlegen. Aber tatsächlich nimmt die Belastung durch den Straßen- und insbesondere den Schwerlastverkehr seit Jahren stetig zu. Auch daher prüfen wir die Möglichkeiten Leitungen unter Straßen mit hohem Verkehrsaufkommen vorrangig zu erneuern. Aufgrund der Länge unseres Leitungsnetzes müssen hier natürlich stets Priorisierungen durchgeführt werden. 

Wie umfangreich ist die Wartung der Rohre inzwischen? Muss die wvr mehr Geld aufwenden, um das Netz zu warten als beispielsweise noch vor 10 Jahren?

Man muss sich zunächst einmal vor Augen führen, dass unsere Leitungen fest im Boden verlegt sind. Aus diesem Grund können die Rohre auch keinen regelmäßigen Wartungen unterzogen werden, wie beispielsweise ein PKW. Unabhängig davon, dass hierfür jedes Mal der Boden geöffnet werden müsste, ist dies auch aus hygienischen Gründen nicht möglich. Das Trinkwasser in den Leitungen befindet sich nämlich in einem geschlossenen System. So können wir auch die einwandfreie Qualität aufrechterhalten.Einzig die von der Oberfläche zugänglichen Armaturen wie beispielsweise Hydranten oder Absperrvorrichtungen werden regelmäßigen Wartungen unterzogen. 
Als zweitgrößter Wasserversorger in Rheinland-Pfalz versorgen wir rund 235.000 Menschen direkt mit einwandfreiem Trinkwasser. Um dieses zu gewinnen, aufzubereiten, zu speichern und zu verteilen bedarf es einer umfangreichen Infrastruktur. Neben unserem Leitungsnetz verfügen wir nämlich über 95 Hochbehälter, 36 Brunnen, sieben Quellen und fünf Wasserwerke (umfassende Informationen zu unserer Trinkwasserinfrastruktur finden Sie hier: Wasserinfrastruktur der wvr ). Wir können also nicht nur die Leitungen betrachten. All das muss instandgehalten aber auch ausgebaut werden. Denn der Wasserbedarf steigt jährlich an. Es werden immer mehr Baugebiete ausgewiesen, zeitgleich macht sich auch der Klimawandel beim Wasserverbrauch bemerkbar. Entsprechend hoch sind die Summen, die wir jährlich für unsere Infrastruktur investieren müssen. Seit 2016 haben wir die Investitionen deutlich erhöht und für 2022 beispielsweise ein Investitionsvolumen von 10 Mio. € zur Verfügung. Und auch hier stellen sich zusätzliche Herausforderungen, unter anderem auch wegen der allgemeinen Kostensteigerungen, beispielsweise beim Strom, den Dienstleistern, Materialien, etc..  Wir nehmen unserer Verantwortung wahr, das uns vorhandene Budget, d.h. das uns anvertraute Geld unserer Kunden, sinnvoll zu investieren.

Und seitens SWR wurde folgendes nachgefragt und von uns beantwortet:

Wie wirken sich denn die höheren Investitionskosten auf die Gebühren aus? Bleiben die absehbar stabil oder kommt die wvr um eine Erhöhung nicht herum?

Um langfristig eine sichere Trinkwasserversorgung unserer Kundinnen und Kunden zu ermöglichen, sind Investitionen in unsere Infrastruktur unumgänglich. Zumal die Anforderungen, die an uns gestellt werden, immer größer werden, beispielsweise durch die durch Klimawandelfolgen verstärkten Spitzenbedarfssituationen. Hierzu kommen die wirtschaftlichen Kostensteigerungen. Wir können dies nicht vollumfänglich abfangen, so dass auch weitere Preisanpassungen erforderlich werden. Die zuverlässige Versorgung mit Trinkwasser ist nun einmal mit einem hohen Kostenaufwand verbunden, den wir fair und verursachergerecht weitergeben müssen. Unser Wasser ist dabei sowohl ein kostbares aber auch preiswertes Gut. Ein durchschnittlicher Single-Haushalt zahlt bei uns derzeit höchstens 0,49 € pro Kopf am Tag für sein Trinkwasser. Bei einem durchschnittlichen vier Personen-Haushalt sind es höchstens 0,28 € täglich pro Kopf.Wir handeln hier stets im Sinne unserer Kundinnen und Kunden und investieren mit unseren Maßnahmen in deren Versorgungssicherheit.
Schauen Sie auch in unsere neuste Ausgabe der wvr-aktuell. Hier haben wir das Ganze ebenfalls thematisiert: wvr-aktuell