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FÜR SIE DA wvr

Die Wasserinfrastruktur der wvr

Wasser ist Leben, denn als Nahrungsmittel ist es für uns Menschen unverzichtbar. Es ist aber auch der Garant für Lebensqualität, Gesundheit und auch für Innovation. Durch die ständige Verfügbarkeit von einwandfreiem Trinkwasser können wir ein hygienisch sauberes Umfeld schaffen und so die Verbreitung von Krankheiten verhindern. Dank ausreichend Wasser zum Kühlen, Reinigen oder zur Produktherstellung können wir uns auf eine funktionierende Wirtschaft und Industrie verlassen. In der Landwirtschaft nutzen wir es u.a. zum Tränken der Tiere und für die Bewässerung.
Für all das muss Trinkwasser zuverlässig und rund um die Uhr aus dem Hahn kommen. Als Wasserversorger ist es unsere Aufgabe, eben dies zu gewährleisten. Dafür sind wir jedoch auf eine intakte und funktionsfähige Wasserinfrastruktur angewiesen. All unser Handeln ist darauf ausgelegt, eben jene Infrastruktur robust und vor allem zukunftsfähig auf- und auszubauen, um langfristig unserem wichtigen Auftrag nachkommen zu können.
Der Begriff Wasserinfrastruktur ist dabei für viele gar nicht so leicht zu greifen. Er umfasst viele einzelne Bestandteile, die jeweils ineinander übergreifen. Im Folgenden möchten wir Ihnen einen kurzen Überblick vermitteln, was dieser Begriff eigentlich alles umfasst.

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Der Weg des Wassers – ein kurzer Überblick über die Infrastruktur der wvr

Bis das Wasser bei Ihnen in einwandfreier Qualität aus dem Hahn kommt, muss es einen lagen Weg zurücklegen. Angefangen bei der Gewinnung. Hierfür stehen uns sieben Quellen, 16 Grundwasser- und 20 Uferfiltratbrunnen zur Verfügung. Mehr als 15 Mio. m³ Rohwasser wurden dieses Jahr von der wvr damit gefördert. Die Brunnen verfügen jeweils über leistungsstarke Pumpen, die das Rohwasser aus den Tiefen des Erdreichs und über Transportleitungen bis in eines unserer fünf Wasserwerke fördern, darunter zwei sogenannte Uferfiltratwerke. In einem mehrstufigen Reinigungsprozess wird es nun zu sogenanntem Trinkwasser aufbereitet und kann im Anschluss an die Kundinnen und Kunden verteilt werden. 

In Deutschland muss das Trinkwasser dabei höchste Qualitätsanforderungen erfüllen und strenge gesetzliche Grenzwerte einhalten. Nur dann darf das Wasser an die Verbraucherinnen und Verbraucher abgegeben werden. Durch regelmäßige Analysen von Wasserproben, sowohl durch externe Labore als auch durch den Wasserversorger, wird die Einhaltung dieser Grenzwerte überwacht. Ein lebenslanger Konsum des Trinkwassers, auch im Säuglingsalter, ist daher ohne Bedenken möglich.
Von der Aufbereitungsanlage wird das Trinkwasser mithilfe von Pumpstationen über das Leitungsnetz zu den Verbraucherinnen und Verbrauchern transportiert bzw. zu den sogenannten Hochbehältern, die der Zwischenspeicherung dienen. Insgesamt stehen uns bei der wvr dafür 2.550 km Leitungsnetz zur Verfügung, eine Strecke, die der Luftlinie von Bodenheim nach Marrakesch (Marokko) gleicht.
Wird das Wasser dabei bergab transportiert, können wir das natürliche Gefälle nutzen. Müssen jedoch die natürlichen Höhenunterschiede ausgeglichen werden, kommen sogenannte Druckerhöhungsanlagen (DEA) zum Einsatz. Das sind im Grunde automatisierte Pumpen, die Wasserdruck erzeugen und konstant halten, damit das Wasser auch in höher gelegenen Gebieten bei den Menschen ankommt.
Wie bereits erwähnt, wird das Wasser, das nicht direkt gebraucht wird, in Hochbehältern zwischengespeichert. Die Menge des Trinkwassers, das an die Kunden abgegeben wird, ist nämlich nie einheitlich, sondern unterliegt zahlreichen Faktoren, beispielsweise dem Wetter. So wird an heißen und trockenen Tagen mehr Wasser verbraucht als an kalten und regnerischen. Unterschiedliche Wasserabnahmen verzeichnen wir jedoch auch im Tagesverlauf. Morgens, wenn viele Menschen aufstehen und sich für die Arbeit fertig machen, haben wir zum Beispiel eine höhere Wasserabnahme als zur Mittagszeit.
Um nun in den Spitzenzeiten, also jenen Zeiten mit den höchsten Abgabemengen (z.B. während einer Hitzeperiode), ausreichend Trinkwasser zur Verfügung zu haben, bedarf es der entsprechenden Speicherkapazitäten. Insgesamt 95 Hochbehälter mit einem Gesamtspeichervolumen von 83.255 m³ stehen der wvr dafür derzeit zur Verfügung. Auf lange Sicht wird dies jedoch nicht ausreichen, weshalb der Ausbau unserer Kapazitäten absolut notwendig ist.

Erneuerungs- und Sanierungsmaßnahmen zum Erhalt der Infrastruktur

Um die Wasserversorgung sowohl heute als auch in Zukunft gewährleisten zu können, sind Instandhaltungsmaßnahmen unumgänglich. Über ein Jahrhundert reicht die Geschichte der wvr nun bereits zurück, wovon die historischen Bauten im Versorgungsgebiet auch einen guten Eindruck geben. Das macht aber auch deutlich, dass die Infrastruktur über diesen Zeitraum erwachsen ist. Sämtliche Bestandteile müssen daher regelmäßig saniert oder erneuert werden, um die volle Funktionsfähigkeit zu erhalten.
Besonders das umfangreiche Leitungsnetz ist von solchen Maßnahmen betroffen. Die Lebensdauer der Wasserrohre ist auf 60 bis 80 Jahre ausgelegt. Dieser Zeitraum ist jedoch ein Richtwert und kann auch kürzer oder sogar länger sein. Mithilfe unseres Asset-Managements verfügen wir über eine stets aktuelle Zustandsbewertung unserer Wasserinfrastruktur und können die regelmäßigen Erneuerungsmaßnahmen anhand dessen festlegen und Priorisierungen vornehmen. Stellen wir beispielsweise bei einer Leitung über einen gewissen Zeitraum vermehrt Rohrbrüche fest, spricht das möglicherweise für eine vorzeitige Erneuerung. (Informationen zum Thema Rohrbruch finden Sie in unserem Wasserblog: Rohrbruch) Aufgrund der Länge des Netzes können jedoch immer nur Teilabschnitte erneuert werden.
Denn dies ist auch mit einem hohen Arbeits- und Investitionsaufwand verbunden. Im Jahr 2021 belaufen sich die Kosten für die kontinuierliche Erneuerung des Transport-, Verteil- und Hausanschlussnetzes auf rund 3,8 Mio. €.
Auch die Hochbehälter müssen ab einem gewissen Alter saniert und vielleicht auch modernisiert werden. Dies verlängert die Lebensdauer und gewährt einen einwandfreien Zustand des Trinkwassers. Dessen Qualität darf während der Zwischenspeicherung nämlich nicht beeinträchtigt werden. Zuletzt wurde 2019 bis 2020 der Wasserspeicher in Westerberg, der die Hochzone von Gau-Algesheim versorgt, mit einem Budget von ca. 500.000 € modernisiert. Hier wurden unter anderem die Wasserkammern mit einem für Trinkwasser zugelassenem Mörtel neu beschichtet, eine Be- und Entlüftung eingebaut und die Dach- und Außenfassade mit einer Wärmeisolierung versehen. Auch die Elektrontechnik und Rohrinstallation wurde erneuert.

Ausreichend Wasser durch den Ausbau der Infrastruktur – auch bei Hitze und Trockenheit

Die bestehende Infrastruktur muss jedoch nicht nur in gutem Zustand erhalten, sondern auch weiter ausgebaut werden. Wir müssen auf die aktuellen Gegebenheiten der Zeit reagieren. In unserem Versorgungsgebiet beobachten wir beispielsweise seit einigen Jahren einen stetigen Bevölkerungswachstum. Neue Wohn- und Gewerbegebiete werden errichtet. Mehr Einwohner bedeuten dementsprechend einen höheren Wasserbedarf. Zeitgleich spüren wir deutlich die Folgen des Klimawandels. Häufigere und längere Trocken- und Hitzeperioden haben nicht nur einen enormen Einfluss auf das Abnahmeverhalten der Menschen, auch die Grundwasservorkommen geraten dadurch immer mehr in eine Stresssituation. So ist die Grundwasserneubildung in Rheinland-Pfalz innerhalb der letzten Jahre bereits um 30% zurückgegangen. Nach den Prognosen der Klimamodelle, kann man sich bereits mittelfristig nicht mehr auf diese Rohwasserquellen verlassen.
Unsere Vorfahren haben für uns bereits einen guten Grundstein gelegt, als sie das Uferfiltrat aus dem Rhein als zuverlässige Gewinnungsmethode für unser Gebiet erkannt haben. Der Fluss ist nämlich um ein vielfaches klimaresistenter als das Grundwasser. Leider ist der räumliche Zugang zum Rhein begrenzt, das heißt es ist nicht möglich, einfach weitere Uferfiltratgewinnungsanlagen zu positionieren. Gründe dafür sind z.B. die geologischen Gegebenheiten oder anderweitige Flächennutzung wie Siedlungsräume, Verkehrswege oder Industrieansiedlungen.
Der Raum Guntersblum gewinnt damit an besonderer Bedeutung, zumal hier sehr günstige Bedingungen herrschen. Nicht ohne Grund ist das dortige Wasserwerk das größte Uferfiltratwerk in Rheinland-Pfalz. Hier gewinnen wir auch den größten Teil unseres gesamten Trinkwassers. Im Jahr 2020 wurden von rund 15 Mio. m³ Gesamtfördermenge der wvr rund 11 Mio. m³ nur von diesem Werk bereitgestellt. Der Ausbau der Gewinnungskapazitäten in Guntersblum wäre daher ein möglicher Schritt, um die langfristige Versorgung der Menschen in Rheinhessen und der Nordpfalz zu sichern und dem steigenden Bedarf gerecht zu werden. Dies ist aktuell jedoch erst ein Gedankenspiel.
Aktiv sind wir dagegen im Ausbau der Speicherkapazitäten. Ein großer Schritt war hier der Bau der vierten Wasserkammer des Haupthochbehälters in Wintersheim. Diese wurde 2019 in Betrieb genommen. Das Gesamtvolumen wurde durch diese Maßnahme fast verdreifacht. Zuvor lag es bei 7.000 m³, nun ist der Behälter mit einem Fassungsvermögen von 20.500 m³ der größte im Einzugsgebiet der wvr. Damit wurde ein entscheidender Beitrag geleistet, um die Wasserversorgung der Kundinnen und Kunden auch langfristig sicherstellen zu können. Die Kosten für den Bau der vierten Kammer beliefen sich auf rund. 4,1 Mio. €
Zur nachhaltigen Sicherung der Trinkwasser- und Löschwasserversorgung der Verbandsgemeinde Rhein-Selz begann außerdem im Jahr 2021 der Neubau eines zentralen Hochbehälters in der Gemarkung Uelversheim. Bislang waren hier die drei über 100 Jahre alten Wasserspeicher der Ortschaften “Uelversheim“, “Dalheim“ und “Weinolsheim“ mit einem Gesamtvolumen von 400 m³ für die Versorgung zuständig. Diese werden aus technischer und wirtschaftlicher Sicht nach Abschluss der Neubaumaßnahme außer Betrieb genommen. Der neue Behälter umfasst zwei Wasserkammern mit je 450 m³ Fassungsvermögen und übertrifft damit die bisherige Speicherkapazität um 500 m³. Das bedeutet folglich eine enorme Steigerung der Versorgungssicherheit der partizipierenden Bevölkerung. Rund 3.400 Einwohner werden nach Abschluss aller Arbeiten von dieser Maßnahme direkt profitieren. Aufgrund der enormen Kostenersparnis profitieren aber indirekt alle wvr Kundinnen und Kunden von dieser Maßnahme. Die Baukosten belaufen sich voraussichtlich auf 1,67 Mio €.

Risiko- und Krisenmanagement – Wasser auch in Notsituationen

Dem Thema Risiko- und Krisenmanagement widmen wir bei der wvr nun seit mehreren Jahren eine besondere Aufmerksamkeit. Wir wollen nach Möglichkeit gewährleisten, dass auch in Krisenszenarien noch Wasser für die Menschen zur Verfügung steht. Die Themen, die uns hier beschäftigen sind vielfältig: Cyberangriffe, Naturkatastrophen, Pandemien und vieles mehr. Als Risiko mit hoher Eintrittswahrscheinlichkeit haben wir dabei einen flächendeckenden Blackout, also Stromausfall erkannt, ein Szenario, dass für die Wasserversorgung mit enormen Folgen verbunden werden. Denn Wasser wird nun einmal unter hohem Energieeinsatz gewonnen, aufbereitet und an die Menschen verteilt. Wäre unser wichtigstes Wasserwerk in Guntersblum von einem Stromausfall betroffen, wären die dabei die Folgen besonders weitreichend. Wie bereits erwähnt, gewinnen wir hier den größten Teil unseres Trinkwassers. Demnach wären sehr viele Menschen bei einem Ausfall ohne Trinkwasser.
Eine neue Netzersatzanlage soll uns hier absichern. Im Jahr 2021 haben die Baumaßnahmen bereits begonnen, sodass sie 2022 bereits in betrieb genommen werden kann. Ergänzt wird die Anlage durch eine Unterbrechungsfreie Stromversorgung (USV). Bei einem Stromausfall würde das Wasserwerk trotz NEA nämlich erst einmal ausfallen. Die NEA müsste gestartet und das Wasserwerk wieder aufwändig und unter großem Energieaufwand hochgefahren werden. Dank der USV kann diese Unterbrechung vermieden werden. Gemeinsam bilden sie eine sogenannte Hybrid-NEA. Aufgrund der Nähe zum Rhein wird diese außerdem noch hochwassersicher ausgelegt.
Die aktuellen Kosten dieser Maßnahme belaufen sich auf rund 4 Mio. €, wobei das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe eine Fördersumme in Höhe von 800.000 € zur Verfügung gestellt hat. Dank dieser Hybrid-NEA kann das Wasserwerk bei einem Stromausfall mindestens 72 Stunden autark weiterbetrieben werden.
Auch die Trafostation des Wasserwerks wird in diesem Zuge für rund 2 Mio. € erneuert und ebenfalls hochwassersicher ausgebaut.
All unsere Maßnahmen haben letztlich ein Ziel: Die sichere und zuverlässige Versorgung der Kundinnen und Kunden mit Trinkwasser. Jede Investition, die wir tätigen, ist eine Investition in Ihre Versorgungssicherheit und auch die der nachfolgenden Generationen. Denn wir legen alles so aus, dass es über mehrere Jahrzehnte Bestand hat.