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Sichere Wasserversorgung auch im Krisenfall

SDG icon DE 06 Eine zuverlässige Trinkwasserversorgung ist eine der Grundvoraussetzungen für ein stabiles Gesellschafts- und Wirtschaftssystem. Ereignisse wie Hochwasser, Gefahrgutunfälle, Cyberangriffe oder auch die Folgen des Klimawandels stellen die Wasserversorger dabei jedoch vor immer größere Herausforderungen. Um auf derartige Krisenszenarien besser vorbereitet zu sein, hat die wvr daher das Engagement im Bereich des Risiko- und Krisenmanagements in den letzten Jahren deutlich intensiviert. Über die neusten Entwicklungen in diesem Bereich wollten wir gern berichten und hatten daher am 02.12.2021 Redakteurinen der Allgemeinden Zeitung und der Rheinpfalz bei uns im Wasserwerk Guntersblum zu Gast. Auch über die anstehende notwendige Preisanpassung für das kommende Jahr haben wir in diesem Zuge informiert. Die Inhalte dieses Termins möchten wir Ihnen natürlich nicht vorenthalten.

Als Risiko mit hoher Eintrittswahrscheinlichkeit wurde die Gefahr eines flächenhaften Stromausfalls oder auch Blackouts identifiziert. Besonders am Standort Guntersblum hätte dies weitreichende Folgen für die Wasserversorgung der Menschen in Rheinhessen und der Nordpfalz. Das dort ansässige Wasserwerk ist für die wvr von strategisch wichtiger Bedeutung, denn der größte Teil des Trinkwassers wird dort gewonnen. So wurden im Jahr 2020 von rund 15 Mio. m3 Gesamtfördermenge rund 11 Mio. m3 allein von diesem Werk bereitgestellt und in alle Teile des 808 km2 großen Versorgungsgebietes transportiert bzw. an Weiterverteiler abgegeben. Mehr als 300.000 Menschen werden also über den Standort Guntersblum mit Trinkwasser versorgt. Entsprechend hoch wären die Konsequenzen bei einem Stromausfall, denn Wasser wird nun einmal mit Energieeinsatz gewonnen, aufbereitet und transportiert.

Mit der derzeit im Bau befindlichen Netzersatzanlage (NEA) möchte die wvr sich künftig gegen derartige Szenarien absichern. Ergänzt wird dieses Notstromaggregat durch eine Unterbrechungsfreie Stromversorgung (USV). Bei einem Stromausfall würde das Wasserwerk trotz NEA nämlich erst einmal ausfallen. Die NEA müsste gestartet und das Wasserwerk wieder aufwändig und unter großem Energieaufwand hochgefahren werden. Dank der USV kann diese Unterbrechung vermieden werden. Gemeinsam bilden sie eine sogenannte Hybrid-NEA. Aufgrund der Nähe zum Rhein wird diese außerdem noch hochwassersicher ausgelegt.
Die aktuellen Kosten dieser Maßnahme belaufen sich auf rund 4 Mio. €, wobei das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe eine Fördersumme in Höhe von 800.000 € zur Verfügung gestellt hat. Dank dieser Hybrid-NEA kann das Wasserwerk bei einem Stromausfall mindestens 72 Stunden autark weiterbetrieben werden.
Der Nachteil dabei ist jedoch ein enorm hoher Diesel-Kraftstoffverbrauch. Dem möchte die wvr voraussichtlich im Jahr 2023 mit dem Bau einer drei Hektar großen Freiflächenphotovoltaik-Anlage (PV-Anlage) in Guntersblum begegnen. Hierfür ist eine Änderung des Flächennutzungsplans notwendig. Eine Entscheidung des Gemeinderates Guntersblum soll hierzu im Dezember dieses Jahres erfolgen.
Mit der PV-Anlage könnte man das Wasserwerk im Fall eines Blackouts auch deutlich länger als 72 Stunden betreiben und dank der CO2 Einsparung einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz beitragen.
Durch die angedachte Ständerbauweise könnte außerdem eine zusätzliche Flächennutzung ermöglicht werden. Es ist sogar davon auszugehen, dass diese Bauweise einen positiven Einfluss auf eine etwaige darunter betriebene Landwirtschaft hätte, z.B. durch ausbleibende Schäden durch Starkwetterereignisse.
Natur- und Umweltschutz nimmt bei der wvr eine zentrale Rolle ein. Demnach wird dieser Aspekt auch stets auf der Planungsebene berücksichtigt. So ist auch der Abbau von Nutzungskonflikten hier ein zentrales Ziel: Landwirtschaft, Naturschutz und Wasserwirtschaft sollen zusammengebracht werden.

Laut Experten aus dem Energie- und Wassersektor hat die Maßnahme einen Pilot- und Vorbildcharakter. Zum ersten Mal soll eine PV-Anlage auch zum Katastrophenschutz zum Einsatz kommen. Die Kosteneinsparung durch den eigenproduzierten Solarstrom führen außerdem zu stabileren Wasserentgelten, sodass am Ende auch die Kundinnen und Kunden von dieser Maßnahme profitieren.
Mögliche Alternativen zu einer Freiflächenanlage wie Dach- oder Fassaden-Anlagen wurden ebenfalls geprüft, sind in dem notwendigen Umfang vor Ort jedoch leider nicht umsetzbar.
Diese Maßnahme ist eine von vielen, die das Ziel haben, eine krisen- und zukunftssichere Wasserversorgung für die Menschen in Rheinhessen und der Nordpfalz zu ermöglichen.

Der Ausbau von Gewinnungsmöglichkeiten und Speicherkapazitäten, aber auch der Erhalt der bestehenden umfangreichen Infrastruktur sind ebenso wichtige Schritte. Vor allem der Klimawandel und die daraus resultierenden Hitze- und Trockenperioden haben steigende Wasserabnahmen und höhere Bedarfsspitzen zur Folge. Ebenso die wachsende Bevölkerungszahl in diesen Regionen. Hohe Investitionen in die Versorgungssicherheit sind unumgänglich. Dazu wirken sich auch die wirtschaftlichen Kostensteigerungen auf die wvr aus, z. B. bei den Tiefbauunternehmen oder Energiepreisen.

Um auch langfristig dem Auftrag einer zuverlässigen Trinkwasserversorgung nachkommen zu können, müssen wir daher für das kommende Jahr eine Anpassung des Wasserpreises vornehmen. Diese bewegt sich in einem moderaten Rahmen von maximal 0,04 € pro m³. Für einen Single-Haushalt wären das je nach Tarifgebiet durchschnittlich zwischen 1,28 und 1,71 € Aufpreis für das ganze Jahr. Für den vier-Personen-Haushalt durchschnittlich zwischen 4,81 bis 6,42 €. Was das genau in Zahlen bedeutet, finden Sie in der entsprechenden Pressemitteilung: Moderate Preisanpassung zum Jahr 2022. Nutzen Sie auch gerne unseren Tarifrechner, um Ihren individuellen Verbrauch zu berechnen.

Sofern möglich, werden wir die Artikel, die aus dem Pressetermin resultierten erwerben und Ihnen unter diesem Beitrag zur Verfügung stellen.

    

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(10.12.2021)